Hilleberg 🙂
Mit einem Wort ist hier schon eine ganze Menge gesagt. Jedenfalls dann, wenn man sich eine Weile mit Zelten beschäftigt hat und draussen unterwegs war. Und das erste Mal ist mir jetzt beim Schreiben eines Testberichtes was Ulkiges passiert. Man muss, um Hilleberg Zelte vernünftig vorstellen zu können soviel nebenher erzählen, dass mir der Testbericht in seiner ersten Version zu lang wurde. Ich beschränke mich deswegen in diesem Bericht primär auf meine Erfahrungen mit dem Anjan 2 und ein paar Details zu dem Zelt. Alles, was man sonst noch wissen sollte, was nicht direkt mit dem Anjan 2 in Verbundung steht, aber hillebergtechnisch schon gut zu wissen ist kommt in einem seperaten Artikel.
Kostenfrei zum Testen zur Verfügung gestellt wurde mir dieses Test von Bergfreunde.de in Kooperation mit Hilleberg The Tentmaker. Ich behalte vollkommene redaktionelle Kontrolle über diesen Testbericht. Wie ich teste und warum dieser Test u.U, positiv ausfällt könnt Ihr auch gerne hier nochmal nachlesen.
Ganz wichtig für die meisten von Euch. Das Zelt gibt es natürlich auch in einem schönen Grün, dass in der Natur nicht so heraussticht wie mein rotes Zelt 🙂
Vor dem Hilleberg Anjan 2 hatte ich glücklicherweise auch andere Hillleberg-Zelte in Nutzung, die ich mir nicht kaufen musste, sondern leihen konnte. Würde ich jetzt einen Testbericht über das alte Saitaris oder das Nallo 2GT schreiben, dann wäre die Grundstimmung recht ähnlich. Hilleberg baut einfach hervorragende Zelte.
Der Markt schreit schon seit langem nach immer leichteren Zelten und auch Hilleberg konnte sich diesem Trend nicht wirklich entziehen (obwohl sie es auf Ihre Weise immer noch tun) Mit der Yellow Line brachte Hilleberg nun einige Produkte heraus, die für Hilleberg sehr sehr leicht waren und dem Gedanken Rechnung trugen, dass nicht jeder eine stürmische Wintertour in Jämtland oder anderswo unternimmt.
Und hier kommt z.B.das Hilleberg Anjan 2 ins Spiel.
1800 Gramm so wie es aus dem Einkaufswagen fällt und 1500 Gramm in Minimalkonfiguration.
Wobei das Hillebergs Minimalkonfiguration ist. Also Gestänge, Innenzelt und Außenzelt. Gerade in der mückenfreien Nebensaison kann man das Innenzelt nämlich auch mal zu Hause lassen. Somit hat man noch mehr Platz im Zelt und spart sich nochmal 568 Gramm. Dann wird das Anjan 2 selbst bei Mitnahme einer dann notwenigen Bodenplane ganz schön leicht für 2 Personen.
Ich habe das Hilleberg Anjan 2 bis dato auf einer Trekkingtour im Grand Teton National Park sowie einigen Allgäuer Microadventures verwendet (von im Garten schlafen bis in der Nähe unsere Hausberges dem Falkenstein). Es wird mich diese Saison auch bei allen meinen Trekkingkursen begleiten und ich freu mich jetzt schon auf weitere Erkenntnisse und das Feedback meiner Kursteilnehmer.
Hilleberg setzt beim Anjan 2 auf Kerlon 1000. Kerlon ist das Hillebergeigene silikonisierte Zeltmaterial, dass leicht und extrem reißfest ist. Die Zahl am Ende sagt immer wie weiterreißfest das Material ist. 1000 steht für 10kg Weiterreißfestigkeit und ist zwar schwächer als das Kerlon 1800, das Hilleberg in seinen Expeditionszelten einsetzt, in der Regel aber immer noch stärker als viele andere Zeltmaterialien am Markt.
Platzangebot
Bei einer Breite von 110cm ist trotz Tunnelbauweise mit steilen Wänden klar, dass man das Anjan 2 entweder als extrem gemütliches Einpersonenzelt nutzt (so wie ich bis dato), als Zelt für einen Papa und zwei Kids unter 5 Jahren oder als Zweipersonenzelt, wenn die Insassen ultraleichtes Equipment dabei haben.
Schläft man alleine, dann packt man dreckige Schuhe und Kochequipment in die Apsis, die sonst relativ leer bleibt. Sobald man nicht mehr alleine ist, dann wird der Platz zumindest dann knapp, wenn man tradionelles Gepäck dabei hat.
Kondensation
Bis dato habe ich das Zelt hauptsächlich zu Gegebenheiten eingesetzt wo ich Kondensbildung hatte. Das hat weniger etwas mit dem Zelt als viel mehr mit klimatischen und örtlichen Bedingungen zu tun. In den Tetons habe ich die meiste Zeit quasi direkt an wunderschönen Seen gezeltet (Kondensbombe) und auch hier im Allgäu war es in meiner Nutzungsphase auch immer recht feucht. Natürlich hatte ich also Kondens. Das Innenzelt hat das aber immer gut abgehalten und ist meist auch trocken geblieben. Erstmal habe ich sogar morgens, wenn ich keine Zeit zum Zelttrocknen hatte das Innenzelt schnell ausgeklippt. Innenzelt trocken in den Rucksack, Außenzelt nass aussen an den Rucksack.
Belüftung
Um Kondens zu vermeiden ist eine gute Belüftung des Zeltes erforderlich. Und die Belüftung ist dann z.B. eines der Merkmale in denen sich das Anjan 2 z.B. vom schwereren Nallo 2 unterscheidet. Das Nallo hat einen großen Lüfter vorne, die Seiten des Zeltes gehen bis auf den Boden und die der untere Hinterteil des Außenzeltes läßt sich hochraffen. Verschließbare Lüfter im Innenzelt komplettieren das Setup.
Das Anjan 2 geht an den Seiten nicht bis auf den Boden, was die Luftzirkulation begünstigt, bei extremen Wetterbedingungen aber problematisch werden könnten, wenn auf den Boden peitschender Regen unter das Außenzelt gelenkt wird. Vorne ist kein seperater Lüfter, die Belüftung findet hier über das Öffnen des Außenzeltes statt. Ausserdem sind die Lüfter am Innenzelt nicht verschließbar. Die Tür des Anjan 2 ist komplett Mückengitter. Sie ventiliert also immer, auch wenn man das vielleicht mal nicht möchte.
Moskitonetz
Ich bin anscheinend technisch nicht auf der Höhe was Moskitonetze in Zelten angeht. Hilleberg hat hier beim Anjan 2 ein ganz interessantes Material verbaut. Es macht einen unheimlich dichten Eindruck und wirkt mehr wie durchsichtig Zeltmaterial und weniger wie klassisches Moskitonetz. Das hat in meinen Augen Vor- wie Nachteile. Die Ventilation könnte bei warmen Temperaturen bei „normalem“ Moskitonetz besser sein, auf der anderen Seite ist es nicht so luftig wie „normale“ Moskito-Gaze, wenn die Verhältnisse mal etwas zugiger sind. Für mich ist das gewählte Material ein guter Kompromiß. Schaut Euch das auf jeden Fall mal in Natura an.
Gewicht
Hilleberg gibt das Gewicht mit 1800 Gramm wie geliefert und 1500 Gramm (Innenzelt/Außenzelt/Gestänge an).
Ich hab das mal nachgewogen, um auch den Grammjägern unter Euch Optionen zu geben:
- Innenzelt 568 Gramm
- Außenzelt 676 Gramm
- Gestänge 312 Gramm
- Packbeutel Zelt 40 Gramm
- Reparatursegment und -hülse 33 Gramm
- Packbeutel Gestänge 14 Gramm
- Heringe 160 Gramm
Die Minimalkonfiguration von Hilleberg ist bei mir 56 Gramm schwerer (1556) als von Hilleberg angegeben. Spannend ist nun aber, dass man ja das Außenzelt auch alleine nutzen kann. Dann ensteht ein Palast mit lediglich 988 Gramm. Nimmt man eine ultraleichte Bodenplane (61 Gramm) und die Heringe mit (160 Gramm) dann ist es zwar über einen Kilo, aber das Raumangebot ist wie gesagt RIESIG.
Der Blick nach draussen
Das Hilleberg Anjan 2 wurde von Hilleberg gerade auch für die Touren bei etwas schönerem skandinavischen Wetter gebaut. Wenn ich an all die schönen Zeltplätze denke, die ich z.B beim Coast2Coast Sweden genutzt habe, dann ist klar, dass ich gerade bei schönem Wetter auch was von der Natur sehen möchte.
Im Bild weiter oben sieht man auch, dass man die Tür bei Bedarf auch komplett öffnen kann.
3+ season Zelt + Fazit
Hilleberg sagt zur Yellow Line/Anjan 2, dass es für Frühjahr bis Herbst ohne Schnee vorgesehen ist. Wenn man nach dem perfekten Winterzelt schaut wird man auch nicht beim Anjan 2 landen. Wenn man jedoch das Leistungsvermögen des Anjan 2 in Betracht zieht, dann kann man das Anjan 2 problemlos mal auf eine Tour bei Schnee mitnehmen. Von meiner Seite kann man das Anjan durchaus als 3+ season Zelt durchgehen lassen. Somit hat es für mich einen extrem breiten Einsatzbereich, wenn man extreme Touren außen vorlässt. Hier bietet Hilleberg mit der Red Label Serie oder sogar der Black Label Serie noch stärkeres Material und für den Einsatz optimierten Detaillösungen. Wer nun noch etwas mehr Platz möchte findet das Anjan 2 auch noch in der riesigen GT-Vatiante, die ungefäht 400 Gramm mehr mitbringt. Dafür kann man dann aber auch zu zweit mit Rucksäcken und Hund ruhig drin schlafen.
Zu Hilleberg The Tentmaker werde ich in Kürze in einem gesonderten Artikel noch ein paar Worte verlieren. Ich habe bei der Jämtland Outdoor Experience einige mehr Zelte kennenlernen dürfen und auch das Hauptquartier von Hilleberg besichtigen können. Wer darauf nicht warten möchte, der sollte sich aber zumindest DAS ZELTHANDBUCH bestellen oder das PDF downloaden. Das Handbuch glänzt mit einer Menge Wissen rund um das Thema Zelten, das einem helfen wird. Selbst wenn man kein Hilleberg Zelt sein Eigen nennen kann.
Du Fanboy 😛 Das Zelt ist doch viel zu schwer 😉 Aber Spaß bei Seite: Ich bin auch immer noch begeistert von den Hilleberg Zelten. Verarbeitung und Konstruktion sind immer auf hohem Niveau und das seit Jahrzehnten. Wären sie nicht so teuer, wäre ich bestimmt auch mal schwach geworden.
Hi Dennis,
klar bin ich Hilleberg-Fan. Qualität setzt sich einfach durch. Und wie beschrieben kann das Anjan 2 ja auch unter Leichtgewichtsgesichtpunkt
punkten, wenn man z.B. anspruchsvolle Touren macht 🙂
Talk soon
Carsten
Ich möchte mir ein BIG AGNES Fly Creek HV UL1 zulegen, es ist 2200x11oo cm groß
und wiegt nur 936 gr. Das innenzelt kann auch als Mückenschutz verwendet werden
bei guter Durchlüftung
Wer kann mir eine Rückmeldung geben
Manfred
Hallo Manfred,
bei jeder Zeltnutzung kommt es auf den Einsatzbereich an. Die BigAgnes-Zelte sind gerade auf dem PCT sehr häufig gesehen und natürlich echt schön leicht. Das Anjan2 von Hilleberg spielt da ein bisschen in einer anderen Zeltkatrgorie mit.
Wo und wann möchtest Du das Big Agnes Fly Creek HV UL1 denn einsetzen?
Gruß
Carsten
Hallo Manfred, ich habe selbst ein big agnes fly Creek viele Jahre in Nutzung gehabt. Ursprünglich für mehrmonatige Rucksackreisen, bei denen ich nicht täglich im Zelt schlafe, und dafür eignet es sich super! Nicht größer als eine 2 Liter Wasserflasche und mit einem Gewicht von unter einem Kilo fällt es nicht im Reiserucksack auf. Dann bei schöner Umgebung und schönem Wetter mal spontan Zelten ist es einfach großartig! Aber… Es ist extrem fragil und selbst an etwas ungeschützter Standort bei mittlerem Wind kommt das Zelt an seine Grenzen. Das Gestänge verbog sich mit der Zeit und auch eine Segment brach mir. Aufgrund der ungewöhnlichen Segment Größe und Durchmesser war es sehr schwer, Ersatzteile zu bekommen . der Hersteller selbst ist von Deutschland aus nicht erreichbar und auch die großen Vertriebe wie Globetrotter können nicht weiterhelfen. So wirklich sicher habe ich mich in dem Zelt nie fühlen können und auch auf dem Jakobsweg konnte ich es nur drei statt der geplanten 14 Tage nutzen.
Ich wechselte dann auf ein Hilleberg Unna. Beide Zelte trennen Welten! Schnellerer Aufbau, Aufbau im Regen, absolute Wetter Stabilität, Verarbeitungsqualität und Materialstärke. Für reine Zelt Touren rate ich dringend von einem Big agnes ab, da ist meiner Meinung nach die Stabilität einfach nicht zuverlässig genug. Von daher schon vorab die Frage für was willst du das Zelt nutzen? Ein ständiger Schönwetter Begleiter für spontane Ausflüge oder eine zuverlässige Unterkunft bei geplanten Mehrtagestouren.