Vor 4 Jahren war ich das erste Mal auf dem E5 unterwegs. Mit einer Umhängetasche in der alles drin war, was man für eine mehrtägige Hüttentour benötigt.
Als ich Sascha von Open2Entreprise mal von der Tour erzählte meinte er nur, dass er das auch gerne machen würde….allerdings mit Zelt.
Gesagt, getan.
Wer nicht soviel lesen möchte, kann auch die harten Fakten am Ende des Artikel anklicken. Packlisten, Tipps und Tricks sowie Finanzen findet Ihr dort.
Vorbereitung
Wir verabredeten irgendwann im Mai, dass wir vom 18.-20. Juli die Tour laufen und am 21. Juli von Meran aus die Heimreise antreten wollten. Die eigentliche Planungsphase begann dann ziemlich genau am 17. Juli 🙂
In aller Kürze haben wir uns bei einer Bergschule für die Rückfahrt von Meran nach Oberstdorf eingebucht und dann noch ein paar Buszeiten für die Transfers während der Tour rausgesucht. Dann schnell noch ein paar Sachen in den Rucksack geworfen und fertig.
Donnerstag der 18.Juli 2013
Mit der frisch restaurierten T3 Doka ging es dann in aller Früh nach Oberstdorf. Dort gibts nur zahlungspflichtige Parkplätze. Schön, dass man dort auch 4 Tage stehen darf. Blöd allerdings, wenn die SMS-Buchung des Parkplatzes nicht funktioniert hat und wir keine 20 Euro in Münzen dabeihatten. Wir warten also jetzt auf ein Knöllchen der Gemeinde und das anschließende Gezanke darüber, dass deren SMS-Buchungssystem versagt hat 🙂
Am Bahnhof holte uns der Minibus ab, der uns zur Spielmannsau, dem Start unseres E5 bringen würde.
7:15 Es geht los
09:05 Wir kommen an der Kemptener Hütte an und weil das Frühstück doch schon einen Augenblick her ist, ist auch Zeit für ein zweites Frühstück.
09:30 Wir ziehen weiter. Das Wetter ist schön und es ist noch angenehm kühl.
11:20 In Holzgau angekommen warten wir mit einem Radler in der Hand beim Gasthof Bären auf das Shuttle ins Madau-Tal. Ich kannte das Shuttle ja schon von damals, aber auch Sascha ist froh. Der Weg zur Materialseilbahn der Memminger Hütte wäre lang und recht langweilig gewesen.
12:15 Starten wir am Fuß der Materialseilbahn der Memminger Hütte und steigen bei hin und wieder einsetzendem leichten Regen auf.
14:00 kommen wir an der Memminger Hütte an. Der Hunger, wir haben ja lang nichts mehr gegessen, ist riesig und die Wirtsleute wissen wie man es macht 🙂 Ein deftiges Essen, Kaffee und Kuchen und ein Nickerchen von einer halben Stunde und schon zieht es uns wieder auf den Berg.
15:30 Wir ziehen weiter Richtung Seescharte, die uns wie schon vor 4 Jahren mit Graupelschauer begrüßt. Macht ja auch viel mehr Spaß wenn der ewige Abstieg nach Zams dann noch von schleimig rutschigem Fels begleitet wird. Auf dem Weg nach unten halten wir nochmal an einer Alpe und trinken ein Radler. Zu dem vom Älpler angebotenen Schnaps sagen wir auch nicht nein und laufen weiter. Und hier passiert uns dann der erste Fehler. Wir vernachlässigen das Studium der Karte und stellen auf einmal fest, dass wir offensichtlich vergessen haben nach einem gescheiten Biwakplatz für unsere Zelte zu schauen. Jetzt gibts weder Wasser noch nen Stellplatz und wir wollen auch nicht zurücklaufen.
20:30 Wir sind bis Zams abgestiegen und suchen uns eine Pension und essen noch lecker was.
Freitag der 19. Juli 2013
Wir schlafen aus, duschen und verpassen nach einem leckeren Frühstück die erste Bahn auf den Krahberg hoch. Macht nix, nehmen wir halt die nächste.
08:30 Venet-Bahn
09:15 starten wir nachdem noch ein paar Hotspots an den Füßen abgeklebt wurden und wir die Wasserflaschen für den nächsten Abschnitt gefüllt haben.
09:45 kommen wir bei der Glanderspitze an.
11:20 haben wir die Gallflun-Alpe leider links liegen lassen und essen und trinken was an der Lacheralm. Es ist ganz schön warm geworden.
13:00 sind wir in Wenns und haben Glück. Wir müssen nicht auf den langsamen Linienbus warten, sondern erwischen ein Taxi-Shuttle, dass uns nach Mittelberg fährt.
13:45 Gehts zu Fuß von Mittelberg Richtung Braunschweiger Hütte. Weil mir die Brotzeit an der Lacher Alm nicht gereicht hat, essen wir auf einem kleinen Felsband auf dem Jägersteig mit wunderbarer Sicht ins Tal zu Mittag. Endlich kommen Kocher, Titantopf und Trekkingmahlzeiten zum Einsatz, die bis dato nur totes Gewicht waren.
17:00 Komme ich an der Braunschweiger Hütte an. Sascha hat mir bei dem Aufstieg 15 Minuten abgenommen und sieht frisch aus. Ich bin geschafft und froh, dass es gleich was zu Essen und zu trinken gibt. Nach einem Radler und einem Mega-Monster-Kaiserschmarren bin ich gesättigt. Am Abend gibts lediglich noch ein Bier.
19:30 Wir gehen schlafen, ist das nicht süß? Allerdings wieder nicht im Zelt. Biwakieren wird 300-400m von der Hütte entfernt geduldet und wir finden nichts passendes 🙁
Samstag der 20.Juli 2013
06:00 stehen wir auf, um vor der Braunschweiger Hütte auf dem Kocher einen Kaffee zu kochen und Tortillas mit Nutella aus der Tube zu uns zu nehmen.
07:00 Wir starten, um rechtzeitig den Bus zu erwischen, der uns unter dem Gletscher durchfahren soll. Laut Hüttenpersonal fährt der um 08:37 und wir müssen noch hoch zum Pitztaler Jöchl und dann das Schneefeld runter zut Busstation Rettenbachgletscher absteigen.
08:11 Dort angekommen sagt der Busplan, dass der erste Bus erst viel später um 09:37 fährt. Glücklicherweise haben ein paar Mädels ein Shuttletaxi alarmiert und wir kommen doch sehr zeitnah los.
08:30 Starten wir auf der anderen Seite des Gletschers auf dem wunderschönen Panaoramaweg Richtung Vent. Sensationell und mit Abstand der schönste Teil des ganzen Weges.
11:10 kommen wir in Vent an und gönnen uns eine Brotzeit ein bisschen Ruhe. Es ist mittlerweile ganz schön heiß und wir entschließen uns bewusst keine Sonnencreme zu benutzen (natürlich würde sich das noch rächen).
12:00 laufen wir weiter Richtung Martin Busch Hütte.
13:40 dort angekommen fühle ich mich toll und freu mich auf ein Radler. Wir sind nicht alleine. Kurz nach uns kommen die Mädels, dann zwei Burschen mit 15kg-Rucksäcken. Allesamt sind sie platt und wollen nicht weiterlaufen. Nicht einmal zur nur 2 Stunden entfernten Simnilaunhütte. Wir hingegen müssen ja weiter und wollen das auch, es ist ja noch früh am Tag.
14:10 Abmarsch Richtung Similaunhütte und ich bin dann doch platt. Der Aufstieg, die Hitze und vielleicht auch ein bisschen die Höhe setzen mir zu. Ich schaffe mich mehr schlecht als recht den Berg hoch und bin sowas von froh als ich oben bin.
15:35 Das Radler und die Reste der Brotzeit aus Vent beleben mich irgendwie, dennoch weiß ich nicht, ob mir die Zeit reicht, um den letzten Bus 19.16 Uhr in Vernagt zu bekommen. Sascha packt das, ich selber habe meine Zweifel. Wir unterhalten uns nett mit Tobias, der sich hier für eine Hochtourenwoche im Wallis akklimatisiert.
16:10 Fangen wir den Abstieg an und irgendwie läufts dann doch wieder. Tobias steigt mit uns ab und wir unterhalten uns über Ausrüstung, Bergführer und alles mögliche.
18:00 Wir kommen in Vernagt an und ich bin doch erstaunt, was man untrainiert und laut BMI leicht übergewichtig doch zu leisten im Stande ist.
18:19 Der Bus sammelt uns auf, fährt uns nach Naturns wo wir den Zug nehmen
19:40 Wir kommen in Meran an und werden unfreundlich am Camping Merano abgewimmelt. Zeltplätze wären ja noch frei, aber man habe schon Kasse gemacht und mache Sie erst wieder um 8 Uhr am nächsten Morgen auf. So seien die Regeln. Das unser Bus allerdings schon um 06:45 fährt juckt die unfreundliche Dame nicht. Wir fragen in dem Hotel der Bergschule, die uns mit dem Bus mit nach Hause nimmt nach und erfahren, dass Kundenorientierung auch anders aussehen kann. Zwar sei man voll, allerdings habe ein Hotel um die Ecke noch Zimmer frei. Dort angekommen stellt sich heraus, das wir aufgrund der frühen Abfahrtzeit kein Frühstück zu uns nehmen können. Kein Problem, die beiden Hotels telefonieren kurz miteinander. Wir schlafen in dem einen und frühstücken in dem anderen. Perfecto und Grazie!
Sonntag der 21.Juli 2013
05:45 Aufstehen, Duschen und Packen
06:00 Frühstück im anderen Hotel
06:45 Abfahrt Bus Richtung Oberstdorf
11:30 Ankunft Oberstdorf
12:00 wieder zu Hause
Finanzen und Packliste
Wieder einmal hab ich natürlich zuviel Zeug mit dabei gehabt 🙁
Basisgewicht 3949 Gramm
Am Körper 1624 Gramm
Die Packliste als Google-Tabelle findet ihr HIER
Gekostet hat der Trip genau 325 Euro pro Person ab Oberstdorf. Darin sind 3 Übernachtungen, Vollpension, sowie Zwischentransfer und Heimreise eingerechnet.
Die genaue Kostenaufstellung findet Ihr HIER
Tipps und Tricks
Auch wenn der E5 in aller Munde ist und oft als Wanderautobahn verschrien wird, so handelt es sich dennoch um eine Bergwanderung. Mit anderen Worten gilt es eine Menge an Höhenmetern hoch und vor allem auch wieder runterzulaufen. Hier hilft leichte Ausrüstung ungemein, was wir gerade im Vergleich mit vielen anderen Wanderern sehen konnten, die sich hoch wie runter gequält haben. Eine Bergtour wie der E5 fordert neben Kondition auch Trittsicherheit, um bei nassen und rutschigen Verhältnissen auf dem Weg nicht zu stürzen und sich zu verletzten. Da man häufig genug auch in höheren Lagen auf dem Weg unterwegs ist, sind warme Klamotten auch im Sommer anzuraten.
Mein Haupttipp bleibt jedoch definitiv ein leichter Rucksack. Dabei ist es nicht allein das leichte Gewicht, was Spaß macht, sondern das Weglassen des Nicht-Wirklich-Nötigen und das Beschränken auf das Wesentliche.
Sich auf das Wesentliche zu konzentrieren war dann in meinen Augen auch das schönste auf der ganzen Tour. Für mich persönlich waren die wesentlichen Elemente der Tour die folgenden:
- Die Bewegung über Stunden in der freien Natur. Von morgens bis abends soviel Zeit wie möglich draußen zu verbringen und die Natur zu unterschiedlichen Tageszeiten/Stimmungen/Wetterlagen zu spüren.
- Die Gesellschaft gleichgesinnter Wanderer zu genießen und gemeinsam ein gestecktes Ziel zu erreichen (Danke Sascha!)
- Und der eigentlich wichtigste Punkt 😉 Es sich so richtig schmecken zu lassen, weil man es sich einfach verdient hat.
Diese 3 Dinge haben sich bis dato in allen meinen Touren wiedergefunden, ob Sie nun lang oder kurz waren.
Hallo,
schöner Bericht über den E5. Bin die Tour selbst gerade gegangen (vom 27.7.-2.8.) und muss sagen, Respekt, das Tempo, das ihr vorgelegt habt ist echt der Hammer! Ich fand unsere Tour in sechs Tagen schon ziemlich anstrengend. Also entweder seid ihr superfit oder es ist doch was dran am Leichtwandern…
Auf jeden Fall vielen Dank für die Möglichkeit, den Weg im Kopf noch einmal mitzugehen.
Hallo,
was für eine respektable Leistung! Habe die Tour eine Woche nach euch gemacht und zwar auf die klassische Art mit sechs Tagen Wanderung. Selbst das fand ich schon nicht ohne; eure Etappen finde ich wirklich hammerhart.
Auf jeden Fall auch noch vielen Dank für die Möglichkeit, den Weg in Gedanken noch einmal „mitzugehen“.
Sorry Thomas für die späte Antwort, aber Du bist irgendwie im Spamfilter gelandet.
Da ich selber ziemlich unfit und übergewichtig war, schieb ich den Erfolg der Tour auf zwei Dinge:
1.)Defintiv die leichte Ausrüstung. Renn nur mal zum Spaß 50m mit einem 15kg-Rucksack und danach 50m mit einem 5kg-Rucksack. Danach solltest Du ansich keine Fragen mehr haben.
2.)Wir waren ansich nicht „schnell“, sondern lediglich lang unterwegs. Früh aufstehen, spätestens um 7 loslaufen. Wenige nur kurze Pausen und gegen 19/20 Uhr aufhören. So bekommt
man an die 10 Stunden reine Gehzeit pro Tag, was einfach hilft die Strecke an wenigen Tagen zu bewältigen. Die langen Tage schafft man allerdings nur mit leichter Ausrüstung.
Carsten
Pingback: Mit Luna Sandals ab in die Berge – Geht das? | Fastpacking
Zur Geschichte der Geierwally genießen wir den Salatteller Deluxe und als Nachspeise einen Bananensplit. Der Cappuccino Praxmarer, der “Aromatische aus Tirol”, schmeckt ebenfalls lecker. Bei all dieser Anstrengung ist der Mittagsschlaf im Sonnenstuhl eine Wohltat. Kurz bevor der Bus kommt, lädt uns der Wirt auf ein Schnäpschen ein. Es gefällt ihm, wie entspannt wir nach dieser langen Wanderung am heutigen Tag sind. Genau darum geht es beim Wandern und insbesondere beim Fernwandern: auf die Entschleunigung. Ob wir heute noch 5 Kilometer weiter kommen oder nicht, macht keinen Unterschied. Es gilt den Moment zu genießen.
Hallo Ruth,
Dein Kommentar war ziemlich sicher zu recht im Spamordner, allerdings hab ich ihn trotzdem freigegeben,
weil er im Vergleich zu all den anderen spammigen Kommentaren doch was lustiges hatte.
😉
Hi Carsten!
Danke für den schönen Bericht und Kompliment für die Leistung. Du als „alter“ Hase des Thruhikings bist aber bestimmt solche Strecken gewohnt :-).
Was mir jedoch aufgefallen ist! Eure Kameraausrüstung sieht zumindest auf den Bildern gefühlt so schwer aus, wie der komplette Rucksack ;-)!
Servus Hannes
Hi Hannes 🙂
Als Thruhiker hast Du aber den echten Vorteil, dass Du ruhig infit loslaufen kannst und nach ca. 1 Monat eine Hiking-Maschine bist.
Generell hat mir die Tour gezeigt, dass mir neben einem leichten Rucksack auch ein leichterer Bauch helfen würde 😉 Da hab ich zur Zeit wohl
noch das ein oder andere „Pfund“ an Optimierungsmöglichkeiten.
Die Kamera…ja, die war schwer, aber wenn man halt mit ordentlichen Bilder heimkommen will, dann nimmt man das in Kauf.
Naja, die Packlisten sollte man nicht so ernst nehmen, denn Dinge wie Geldbeutel, Handy, Kamera (normalerweise hat ja jeder so ein Ding mit-wenn auch nur eine Kompaktkamera), Wasser, Futter für unterwegs etc. fehlen ja.
Saschas Rucksack käme so auf ca. 8kg, also nichts besonderes 😉
Hi Janina,
ist ja prima, wenn das für Dich nichts besonderes ist. Das heißt in dem Fall ja, dass Du auch gerne mit leichter
Ausrüstung unterwegs bist.
Allerdings habe ich ein paar Dinge anzumerken 🙂
1.)Wenn man auf dem E5 unterwegs ist, wird schnell klar, dass Rucksäcke mit unserem Volumen/Gewicht etc, sehr wohl
noch immer besonders sind. Die allermeisten Leute sind deutlich schwerer und deutlich größer unterwegs mit all den
damit verbundenen Nachteilen.
2.)Sascha hat sein Gesamtgewicht in der Packliste aufgeführt. Bildlich gesprochen steht er nackt neben seiner kompletten
Ausrüstung (drücken Sie hier und halten Sie Ihre Kreditkartennummer bereit, wenn Sie mehr wissen möchten). Ziehst Du
getragene Bekleidung, Schuhe etc. ab, ist der Rucksack nämlich auch wieder recht leicht.
3.)Wasser und Futter fehlen, weil wir ja quasi überall gegessen und getrunken haben. Die Bilder belegen ja, dass auch das
eine sehr gute Idee war 🙂 Und dabei habe ich keine Fotos von Kaiserschmarren, riesigen Pizzas, weiteren Käse- wie Speckbroten
und anderen Leckereien gepostet.
3.)Und natürlich darf man das alles nicht ernst nehmen. Wir waren ganz und gar un-ernst unterwegs und wollten lediglich
ne Menge Spaß haben. 🙂
4.)nöh
5.)wenn das noch…
6.)länger wird liest das eh wieder keiner 🙂
Carsten
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