Appalachian Trail – Planung ganz konkret

Manch einer ist irgendwie über unsere Webseite gestolpert, hat vielleicht schon Bill Brysons Picknick mit Bären gelesen oder möchte nach einem erfolgreichen Jakobsweg oder E5 jetzt noch ein bisschen länger und aufregender unterwegs sein. Gerade aber nach der beim NDR ausgestrahlten Dokumentation haben uns viele Anfragen erreicht, die die genaue Planung des Appalachian Trails betreffen und auch in einschlägigen Diskussionsforen starten Gespräche zur Planung eines so langen Weitwanderweges. Wie wir in vielen Emails mitbekommen haben, scheuen sich viele vor der scheinbar komplizierten Planung einer Weitwanderung auf dem Appalachian Trail. Doch die Organisation ist vergleichsweise einfach.

Häufig aufgetretene Fragen, wenn es um eine Wanderung in den Appalachen geht waren bis dato folgenden:

1.)Wie lange sollte man für den Trail einplanen?

Die allermeisten Thruhiker starten im März oder April und nehmen sich 5-6 Monate Zeit, um den Trail in ganzer Länge zu laufen.

2.)Was ist mit Visum?

Sollte man länger als 3 Monate auf dem Appalachian Trail unterwegs sein, was die Regel bei einer Komplettwanderung also einem Thru-Hike ist, so braucht man ein spezielles Besuchervisum. Dieses wird von den amerikanischen Botschaften ausgestellt. Es gibt eine Visumshotline, die einem erklärt, was hierbei zu beachten ist. Kurz beschrieben, muss man sich zu einem Interview-Termin in der Botschaft einfinden und sein Vorhaben schildern. Hierbei muss exemplarisch nachgewiesen werden, dass man sein Abenteuer finanziell abgesichert ist, krankenversichert ist und nach der Reise wieder in sein Heimatland zurückkehrt. Alles recht einfach zu bewerkstelligen. Wer das im Detail von mir wissen möchte, soll mir bitte eine Email schicken.

3.)Wie komme ich an den Startpunkt?

Über den Amicolola Falls State Park ist man ruckzuck am Springer Mountain in Georgia, dem südlichen Startpunkt des Appalachian Trails. Möchte man bequem und einfach dorthin gelangen ist wenig zu organisieren. Flug nach Atlanta gebucht und dann ein Shuttle mit dem Hikerhostel organisieren. Kostet zur Zeit 62 Dollar und ist meiner Meinung nach der günstigste und bequemste Weg den Trail zu starten. Da sich dieser Service allmählich rumgesprochen hat, empfiehlt es sich zu reservieren. Die Besitzer Josh und Leigh sind den AT natürlich auch schon gelaufen.

4.)Wie komme ich vom Endpunkt weg?

Wie man vom Endpunkt am Mount Katahdin wegkommt ist ein Problem, das einen vielleicht am Anfang der Planung beschäftigt, nach 1-2 Monaten auf dem Trail allerdings gar nicht mehr. Am einfachsten trampt man vom Campingplatz im Baxter Nationalpark nach Millinocket, dann mit dem Bus weiter nach Bangor und von dort stehen einem mehrere Möglichkeiten, um nach Boston zu kommen. Nach 3500km Fußmarsch und etlichem Trampen in kleine Ortschaften, um Lebensmittel zu beschaffen, ein Klacks.

5.)Wie bekomme ich Verpflegung?

Verpflegung ist fast kein Problem auf dem AT. In der Regel muss man lediglich für 3-4 Tage Lebensmittel tragen, um zur nächsten Verpflegungsstelle zu kommen. Ich persönlich habe mir auf dem AT alles in Geschäften vor Ort gekauft und völlig ohne Maildrops. Würde ich den Trail nochmal laufen, würde ich auf alle Fälle 3-4 Maildrops an Orten haben, die keine guten Supermärkte haben (z.B. Fontana Dam oder Hot Springs).

6.)Was sind Maildrops und wie organisiere ich sowas?

Maildrops werden auf dem Appalachian Trail benutzt, um sich Ausrüstung oder Lebensmittel an Stellen zu schicken, die eine schlechte Lebensmittelversorgung bieten. Die Informationen, ob an einem Ort eine schlechte Versorgung herrscht, kann man dem Companion oder Wingfoots Thruhiker Handbook entnehmen. Typischerweise kann man als Europäer nicht auf Leute bauen, die einen in den USA hierfür unterstützen. Trotzdem kann man Maildrops sehr gut nutzen. Da man weiß, wo man unter Umständen ein Lebensmittelpaket brauchen kann, besteht natürlich die Möglichkeit sich das selbst zu schicken. Dazu muss man nur ungefähr 2 Wochen bevor an diesen Ort kommen wird, selber in einer Stadt ein Paket zusammenstellen und sich schicken.

7.)Was ist eine Bounce-Box?

Eine Bounce-Box ist ein Paket, das Ersatzausrüstung wie Batterien, gerade nicht benötigtes Kartenmaterial oder Wechselausrüstung enthält. Wählt man beim Postversand von Postfilialie zu Postfiliale die Versandart „Priority“ kann man das Pakt kostenlos zur nächsten Postfiliale schicken, solange man es nicht öffnet. Man „bounced“ das Paket also einfach weiter. Selbst wenn man es öffnet, ist es praktisch, da man Ausrüstung wechseln kann und unbenötigte Sachen in das Pakt tun kann. Man zahlt dann nochmal Porto und ist das Gewicht bis zum nächsten Postamt los.

8.)Wie sieht es mit der Witterung aus? Wenn wir im März/April in Georgia starten, dann dürfte es ja doch noch recht kühl sein? Was muss der Schlafsack abkönnen? Für Anfang und Ende ist ein Schlafsack mit einem Komfortbereich um die -5 Grad optimal. Zwischendurch wird so ein Schlafsack zwar zu warm sein, aber es gibt ja immer noch die Möglichkeit über eine Bouncebox den Schlafsack zu wechseln oder ihn einfach eine zeitlang nur als Decke zu verwenden.

9.) Man liest immer, dass man gut in den Sheltern übernachten kann. Nun ist man ja aber nicht alleine auf dem Trail, sodass die Shelter auch mal recht voll sein dürften. Reicht ein Tarp oder doch sicherheitshalber ein Zelt mitnehmen? Das ist ein Stück weit Geschmackssacke. In den Sheltern spielt sich ein Großteil des sozialen Lebens auf dem Trail ab und ich habe das persönlich sehr genossen. Außerdem bleibt bei Nutzung der Shelter das mitgenommene Zelt/Tarp trocken und man spart Zeit und Mühe für Auf- und Abbau. Man muss allerdings für den Fall überfüllter Shelter unbedingt etwas dabeihaben. Darüberhinaus gibt es auch mal Teilabschnitte ohne Shelter. Aus Gewichtsgründe raten wir zu einem Tarp oder Tarptent. Ein Tarp muss dann im Sommer noch um ein Moskitonetz ergänzt werden, da einen sonst die Mücken sowohl unter dem Tarp als auch im Shelter das Leben zur Hölle machen.

10.)Wie hoch waren eure Kosten? (ohne Flug)1 Euro pro Kilometer sind ziemlich optimal. Das schließt das ein oder andere Hikerhostel, Ersatzausrüstung wie Schuhe und Socken und Restaurantbesuche mit ein. Es geht auch mit deutlich weniger, allerdings muss man sich dann schon einschränken können.

11.)Habt ihr Hin- und Rückflug gleichzeitig gebucht, oder seid ihr erstmal in die USA geflogen, ein paar Wochen gelaufen und habt euch dann um den Rückflug gekümmert?

Rein Visumstechnisch muss man ein festes Rückflugdatum angeben. Wir haben mit unserem Reisebüro ein Ticket gewählt, bei dem der Rückflug gegen eine Gebühr von ungefähr 100 Euro umbuchbar ist. Gebucht haben wir den Rückflugtermin einfach für 6 Monate später und haben dann als es absehbar auf einen früheren Termin umgebucht.

12.)Wie viel Gepäck habt ihr getragen? Wenig! Wobei wir am Anfang mit deutlich zuviel Gepäck gestartet sind. Auch die in der NDR-Doku portraitierten Hiker hatten in unseren Augen deutlich zuviel dabei. Aus heutiger Sicht und mit mittlerweile ca 9000km Weitwandererfahrung auf US-Trails halte ich ein Gewicht von 7-8 Kilo für optimal, wobei es sicher auch noch etwas leichter geht.

13.)Welche Bücher bzw. Informationsquellen sollte ich zwingend angeschaut haben?

Es gibt Informationsquellen an denen kein künftiger Thruhiker vorbeikommt.

1.)Die offiziellen Bücher der Appalachian Trail Conservancy

2.)Wingfoot´s Thru-hiker Handbook.

3.)Den von der Conservancy herausgegebenen Companion kann man komplett als PDF bei der Appalachian Long Distance HIking Association einsehen

4.)Whiteblaze – Das größte US-Forum zum Appalachian Trail

4 Kommentare zu “Appalachian Trail – Planung ganz konkret

  1. Robert

    Hallo Carsten,

    Gratulation zu deiner hervorragenden und inspirierenden Seite.

    Eine Frage: Wie kann man „Whiteblaze“ ins Deutsche übersetzen, bzw. wofür steht der Name?

    Beste Grüße
    Robert

    1. admin Autor des Beitrags

      Hallo Robert 🙂

      Whiteblaze kann man am besten und ganz einfach als weiße Markierung übersetzen.

      Leo.org gibt als Übersetzung für Blaze u.a. Blesse (mark on the face of an animal) an.

      Letztlich handelt es sich beim Whiteblaze um einen weißen länglichen Streifen, der auf
      Bäume gemalt wird.

      Ganz gang früher wurden diese Markierungen einfach vom Pferd aus mit einem Beil
      zur Orientierung in Bäume geschlagen.

      CU

      Carsten

  2. Kilian

    Hallo Carsten,
    ich hab mich schon viel über den Appalachian Trail gelesen unter anderem auch Texte von dir! Auf den Trail bin ich das erstemal durch die Doku im Fernsehen, vor ein paar Monaten gestoßen. =) Da mich die Bilder und Geschichten nicht mehr loslassen werde ich mich höchstwahrscheinlich nach dem Abi auf den Weg machen! Zuerst wollte ich nach dem Abi 1/2-Jahr Zivi machen und dann im März/April 2012 losgehen, aber falls die Wehpflicht abgeschafft wird würde das nicht gehen. Jedoch ein halbes Jahr einfach so vertrödeln nur um dann das nächste halbe Jahr unterwegs zu sein ist blöd! Ich weiss, dass ich auch anders laufen könnte, also von Norden nach Süden, aber das scheint nicht so „populär“ zu sein! Kannst du mir Tipps geben! Wann müsste ich als „Northbounder“ los? Was wäre anders? Wetter und Leute/Hiker?
    Entschuldige den langen Text! =]

    Viele Grüße,
    Kilian

    1. admin Autor des Beitrags

      Hi Kilian,

      als Northbounder sollte man Anfang April starten.

      Flug nach Atlanta, sich von den Leuten von hikerhostel.com abholen lassen und losgehts.

      Ich glaube, dass es sehr schwer ist jemanden vorab zu finden, der mit einem den Trail läuft.
      Ist auch nicht nötig, da man unterwegs schnell Leute kennenlernt und Freundschaften schliesst.

      Ich bin damals solo losgelaufen und hab mich dann immer wieder unterschiedlichen Leuten angeschlossen,
      bis ich dann die letzten 7-8 Wochen mit einem anderen Hiker aus Montana gelaufen bin. War super.

      CU

      Carsten

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