Schwerwiegende Denkfehler von UL-Gegnern – Der Rucksack

Es gibt ansich wenig, was mich nach all der langen Zeit noch auf die Palme bringt, wenn mir UL-Gegner mal wieder erzählen warum/wieso/weshalb das völliger Quatsch ist, was Anhänger leichter Ausrüstung so machen. Aber der nächste Satz bringt dann doch immer wieder meinen Gedulds- und Verständnisfaden zum Reißen:

Schwerer Rucksack

Schwerer Rucksack

„Ein Rucksack mit Tragesystem trägt sich (viel) komfortabler als diese UL-Rucksäcke“

Ich könnt schreien und so jemandem sein Tragesystem recht und links um die Ohren hauen!:-)

Wenn man im Internet mal nach „Tragesystem Rucksack“ googelt findet sich neben den ganzen Artikeln zu den Tragesystemen unterschiedlicher Rucksackhersteller auch eine ganz gute Definition im Outdoor-Wiki von Deutschlands größter Outdoor-Community. Dort steht:

„…Das Tragesystem bewirkt die Gewichtsübertragung auf die Hüfte um die Schultern zu entlasten. Je nach Volumen und Modell fällt dieses unterschiedlich aufwändig aus. Das Tragesystem wird in mehrere Bereiche unterteilt….“

Bei den erwähnten Bereichen handelt es sich um Schultergurte, Bauchgurt/Beckengurt und Rückenpolsterung, so der Wiki-Eintrag.

Und wißt Ihr was? Jeder einzelne meiner UL-Rucksäcke hat genau das! Zwei Schultergurte, einen Bauchgurt/Beckengurt und eine Rückenpolsterung!

Somit sagt der UL-Gegner ja eigentlich:

„Ein Rucksack mit hohem Leergewicht trägt sich komfortabler als ein Rucksack mit niedrigem Leergewicht“

Aber wollen wir mal nicht so unfair sein, schließlich wissen wir ja alle, was der UL-Gegner eigentlich sagen will und es anders verpackt, damit es besser klingt:

„Mit einem Rucksack, der ein schweres Tragesystem hat, kann man hohe Lasten besser tragen als mit einem Rucksack, der ein leichtes Tragesystem hat“

Und das stimmt in meinen Augen auch tendentiell.

Jeder Rucksack wird vom Hersteller mit einem „Komfortgewicht“ versehen. Das ist das Gewicht mit dem man den Rucksack noch komfortabel tragen kann. Ein Packsack Lite hat eine empfohlene Komfortgrenze von 6kg und ein Deuter Aircontact Pro 60 eine Beladungsempfehlung bis 25 kg. Eine Beladung darüber hinaus ist meiner Erfahrung nach immer möglich, macht aber dann weniger Spaß. Ob der Rucksack der richtige ist, hängt neben anderen Dingen also nicht vom Leergewicht des Rucksackes ab, sondern von dem Gewicht, das mit dem Rucksack geschleppt werden soll.

„Aber halt mal! Diese UL-Säcke können doch gar kein Gewicht auf die Hüfte bringen, weil a)der Hüftgurt ein Witz ist und b)die Alustreben im Rücken fehlen. Und die ermöglichen doch erst die Gewichtsverlagerung auf den Hüftgurt, oder????“

Kleiner leichter Rucksack

Kleiner leichter Rucksack

Erwischt! Oder? NÖH!

Nutzt man einen UL-Sack im Rahmen seiner angegebenen Komfortlast und packt den Rucksack schön prall durch a)Vollstopfen oder b)Nutzung der Kompressionsriemen, so stabilisiert sich der Rucksack ganz von alleine und ohne Alustreben. Man bringt somit das Gewicht auch ganz prima auf die Hüfte. Solltet Ihr mal ausprobieren wie angenehm eine 6kg Last sich mit einem 2,5cm breiten Gurtband auf die Hüfte übertragen lässt. Easy! Piece of cake!

„Mann! Auf was muss ich denn jetzt achten, wenn ich einen neuen Rucksack kaufe?“

  1. Ob leicht oder schwer, der Rucksack muss sich mit der von Dir gewünschten Last komfortabel tragen lassen. Der Rucksack muss einfach gesagt „passen“. Das ist wie bei Paßform-Produkten nicht ungewöhnlich von Träger zu Träger unterschiedlich. Mit passt der Rucksack voll gut, Dir halt ein anderer.
  2. Kauf Dir einen Rucksack mit einer Komfortlast wie Du Sie tragen wirst. Es braucht keinen Expeditionsrucksack, der für 40kg ausgelegt ist, wenn Du nie 40kg tragen wirst. Es braucht keinen UL-Sack mit einer 6kg-Komfortgrenze, wenn Du immer 15+ Kilo mit Dir rumträgst.

„Ist Leergewicht jetzt egal und achte ich nur auf die Komfortgrenze bei den Rucksäcken oder was?“

Na ja…ob Du jetzt bei gleichem Komfort und gleicher Komfortgrenze den schwereren Rucksack nimmst ist ganz sicher Deine Sache. Das mit den Vorteilen, die leichte Ausrüstung so mit sich bringt hast Du dann aber leider doch nicht verstanden…

😉