Wie lange braucht man für den Pacific Crest Trail?

Wie lange man für den Pacific Crest Trail braucht ist eine zentrale Frage, die die allermeisten angehenden PCT-Thruhiker beschäftigt.

Auf den ersten Blick und nach ein paar Klicks im Internet fällt einem die Antwort mit „ein halbes Jahr plus/minus“ nicht schwer. Plus allerdings wahrscheinlich weniger, weil das ziemlich sicher dann Probleme mit dem B1/B2-Visum gibt. Bei einem „normalen“ Start im April darf man sich eh nicht zu viel Zeit lassen, weil einem sonst die ersten Herbst-Stürme in Washington (mit Schnee) das Leben schwer und einen erfolgreichen Abschluß des Trails fraglich erscheinen lassen.

Sobald man aber von dem normalen Zeitfenster weggeht, umso schwieriger wird das Thema Thruhike auf den ersten Blick wie eine kurze mathematische Betrachtung zeigt.

Etappenplanung für Pacific Crest Trail einfach mathematisch

6 Monate also…jedenfalls so ungefähr.

Also können wir gleich mal mit der Etappenplannug starten, oder?

4265 geteilt durch 180 Tage sind -> 23,69 km am Tag.

Hmmh… da sind aber keine Pausentage drin und An- und Abreise auch nicht. Dann möchte man vielleicht am Anfang und am Ende vielleicht noch ein bisschen Sightseeing machen. Los Angeles oder San Diego sind sehenswert und auch der pazifische Nordwesten am Ende des Trails mit Vancouver und Seattle laden zum Verweilen vor dem Heimflug ein.

 Und jetzt? Machen wir mal einen Pausentag pro Woche.

Bleiben 154 Tage zum Laufen und ein Tagesschnitt von 27,69 km.

OK…ganz schön viel, oder?

Wenn man sich jetzt die Daten anschaut, die Halfwayanywhere jedes Jahr erhebt, dann sieht man, dass der Durchschnitt der dort befragten Hiker 133 Tage gewandert und 17 Tage Pause gemacht haben. 

4265 geteilt durch 133 sind 32 km am Tag!

Und das bei 17 Pausentagen und nicht den von mir vorher 26 Tagen (1 Tag pro Woche).

Und spätestens jetzt sollte es Euch ein wenig mulmig werden, wenn ihr über Eure Etappenplanung nachdenkt. Jedenfalls wurde mir das damals mulmig als ich meine ersten Weitwanderweg geplant und durchgeführt habe. Auf dem Appalachian Trail hat mich das eine Zeit lang massiv gestresst, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass ich den Trail überhaupt in der angedachten Zeit würde stemmen können. 

Wenn ihr erst später starten könnt bzw. früher wieder zu Hause sein müsst, dann wird es knapp.

Realistische Etappenplanung für den Pacific Crest Trail

Was uns zum Start eines neuen Weitwanderweges in der Regel fehlt sind Erfahrungswerte zu diesem Weg. Man kann sich zwar eine Menge Infos aus dem Internet ziehen, letztlich weiß man häufig aber nicht inwieweit sich die Erfahrungen anderen Hiker auf einen selbst übertragen lassen. 

Was mir seinerzeit extrem geholfen hat ist ein sogenannter „Itinerary“ wie er z.B. in Ray Jardines „Pacific Crest Trail Handbook“ (wird nicht mehr gedruckt) oder Brian Johnsons Guidebook zum Pacific Crest Trail (Cicerone Verlag) niedergeschrieben ist.

Diese Itineraries sind letztlich Zeitpläne, die einem sagen wie viele km man am Tag laufen muss, wenn man den Pacific Crest Trail in einer bestimmten Zeit laufen möchte. Das passiert dann nicht rein mathematisch wie bei mir oben, sondern unter Bezugnahme auf die jeweiligen Gegebenheiten auf dem Trail.

Zu Beginn des Trails wird man die Kilometer nicht so rausdrücken können wie später, wenn man sich eingelaufen hat. Die Sierra Nevada bremst einen in seinen Tagesleistungen dann wieder ganz schön obwohl man eingelaufen ist und später in Oregon läuft man häufig um die 40km am Tag ohne tot umzufallen.

KM vs. Meilen

Ich habe bis jetzt zwar alles in km vorgerechnet, möchte Euch aber darauf hinweisen, dass es sinnvoll ist sich schon früh an die Umrechnung in Meilen zu gewöhnen. Die allermeisten Infos im Netz sind in Meilen und die allermeisten Thruhiker mit denen ihr euch unterhalten werdet sind Amerikaner, die auch nur in Meilen denken. Wollt ihr euch also unterwegs sinnvoll mit anderen austauschen, dann fangt an in Meilen zu denken. Wie viele Meilen sind es bis zum nächsten Wegpunkt? Wie viele Meilen laufe ich in diesem Gelände?

Wunsch und Wirklichkeit bei der Etappenplanung

Mir haben die Itineraries bei der Planung geholfen.

Ohne einen täglichen Abgleich meiner Planung mit den tatsächlich gelaufenen Meilen, wird es allerdings Probleme geben. Ich kann ja schneller oder langsamer als geplant unterwegs sein. Das betrifft dann nicht nur die Gesamtzeit, die ich für den Trail brauchen werde, sondern auch meine Resupply-Strategie. Bei ungenauer Planung komme ich an einem Sonntag in der nächsten Trailtown an wo ich doch nur schnell ein Paket auf der Post abholen wollte. Das Post Office ist zu, ich muss also warten bis es Montag wieder aufmacht. Zeit vergeudet!

Mikroplanung macht einen fertig

Eine gute Planung gibt einem das Gefühl von Sicherheit und Kontrolle. Es ist ganz und gar nicht falsch mit Sorgfalt an die Planung eines so langen Trails wie dem Pacific Crest Trail zu gehen. Man sollte schon grundlegend Bescheid wissen, weil man natürlich mit zu wenig Planung auch Schiffbruch erleiden kann.

Nichtsdestotrotz kann ein „zu viel“ an Planung auch kontraproduktiv sein. Planung gibt einem Sicherheit, wenn das geplante dann auch Eintritt. Bleibt man hinter seiner Planung, dann fühlt sich das nicht gut an. Gebt Euch ein bisschen Zeit auf dem Trail, um Planung und Realität besser in Übereinstimmung zu bringen. 

Ein anderes Beispiel für „unpassende“ Mikroplanung sind detailiert ausgearbeitet Nahrungsmittel- und Nachversorgungspläne. Viele Amerikaner, die ihre Lebensmittelpakete minutiös für 6 Monate geplant haben, stellen nach 1 Monat fest, dass sie eine bestimmte Nahrung einfach nicht mehr sehen können und verzichten auf ihre Maildrops, um dann lieber unterwegs genau das einzukaufen, was ihnen jetzt schmeckt.

Während eines Thruhikes verändert man sich physisch wie mental, was massive Auswirkungen auf die ehemalige Planung haben kann.

Makroplanung und Plan B

Wichtiger als die zweite Nachkommastelle bei der täglichen Kilometerleistung ist es das Gesamtbild im Auge zu haben. Ein grundlegendes Verständnis von zu laufenden Kilometern und wie sich diese im Laufe des Trails verändern können ist wichtiger als Abends frustriert ins Zelt zu fallen, weil man einen km hinter dem Zeitplan ist. Die Etappen werden von so vielen Faktoren  beeinflusst, das man sich ruhig ein paar Wochen auf dem Trail geben kann, um bei einer „rollenden“ Planung mit täglich/wöchentlicher/monatlicher Anpassung zu landen.

Die tägliche Laufleistung wird unter anderem beeinflusst von: 

Rucksackgewicht allgemein, Menge an getragenem Wasser, Menge an getragenen Lebensmitteln, zu laufende Höhenmeter, Anteil an Schneefeldern der Etappe, Wartezeit beim Trampen in die nächste Stadt, körperliches Befinden, Pausen untertags und und und…

Eine Kontrolle all dieser Faktoren im Rahmen einer Planung ist schwer bis unmöglich.

Tools und Hilfsmittel bei der Etappenplanung für den Pacific Crest Trail

Mir persönlich haben zwei „Tools“ viel geholfen. Zum einen eine Kopie von einem Freund aus dem „Pacific Crest Trail Handbook“ von Ray Jardine und Craigs PCT Planner. 

Welche Tools, Distanzrechner oder andere Planungshilfen Ihr für die Etappenplanung genutzt habt, könnt ihr mir gerne in die Kommentare schreiben.

Eine sehr übersichtliches Tool ist der PCT-Planner auf Postholer.com. Den habe ich zwar damals nicht genutzt, weil es ihn da noch nicht gab. Ihr gebt Startdatum, ungefähre Laufgeschwindigkeit und noch ein paar Kleinigkeiten an und schon seht ihr, wann ihr in Manning Park ankommt. Sehr cooles Tool für eine schnelle Übersicht.