Appalachian Trail Ausrüstung – Erfahrungsbericht 2015

Wie sieht die richtige Appalachian Trail Ausrüstung aus? Werner Schuhmacher versucht diese Frage nach seiner Tour auf dem AT in 2015 für uns zu beantworten.

Werner war Kursteilnehmer in einem meiner „Trekking leicht gemacht“ Kurse, die ich mehrmals im Jahr anbiete, um Trekkern zu zeigen, dass man auch mit leichter/sehr leichter Ausrüstung gut draussen unterwegs sein kann. Für Trails wie den Appalachian Trail oder den Pacific Crest Trail ist leichte Ausrüstung quasi schon Grundvorraussetung.

Werner war 2015 auf dem Appalachian Trail unterwegs und ich habe seinen Blog sehr gerne verfolgt, weil er ungeschönt und authentisch rüberkam. Wer Werners Blog nachlesen möchte, der schaut bitte mal hier -> Werners Trailjournal.

Gerade weil mir Werners Blog so gut gefallen hat, habe ich ihn gefragt, ob er nicht als Gastautor bei mir im Blog ein paar Sachen zum Thema Ausrüstung und Weitwandern sagen möchte.

Heute geht es um Ausrüstung. In einem weiteren Beitrag dann ums Weitwandern.

Los gehts, Werner!

Meine Appalachian Trail Ausrüstung 2015

 

Zelt – Tarptent Rainbow (1011g)

Wenn man weiter auf dem AT voran kommt, sieht man eigentlich nur noch Zelte von drei Herstellern: Tarptents, Big Agnes oder Zpacks. Ich war mit dem Rainbow sehr zufrieden: Es ist schnell aufgebaut, auch wenn es regnet, wird das Innere nicht nass. Es bietet viel Platz z.B. für den Rucksack. Es ist geräumig genug, um bei Regen im Zelt alles zusammen zu packen.

Natürlich ist Kondensation ein Thema, aber ein Liner lohnt sich trotzdem nicht, denn er verringert die Luftzirkulation noch mehr. Wenn es richtig feucht ist, sollte man vor dem Aufstehen alles mit einem Tuch abwischen. Mit der Zeit lernt man, mit der Kondensation umzugehen.

Ein Bodentuch finde ich zwar praktisch um festzustellen, ob der ausgesuchte Platz eben ist, außerdem versaut das Zelt nicht so, wenn es im Regen aufgebaut wird. Ich habe mir die 100g aber doch lieber gespart, denn so oft regnet es nun doch nicht.

Schlafsystem – WM AlpineLite (971g), WM Whisper Bag Liner (131g), Neoair Xlite (375g), Exped Air Pillow UL (50g)

Da ich mich in Mumienschlafsäcken wie eine abgepackte Leberwurst fühle, habe ich beim Schlafsack die „super large“ Version gewählt, die natürlich auch mehr wiegt. Die aktuelle NeoAir ist bequem und deutlich leiser als die früheren Modelle. Der Liner hält den Schlafsack sauber und wärmt ein bisschen. Das Kopfkissen passt in die WM Kapuze und wiegt nur 50g. Insgesamt 1.527g.

Wenn es kalt ist, kommt noch das Extremities Power Dry Beanie (25g)  dazu für meine Glatze und Liner Socken 37g. Temperaturen unter Null waren so kein Problem. Im Sommer, d.h. spätestens ab Juni ist das aber zu warm und zu schwer und ich habe mir dann einen North Face Ocelot Overbag für 109 Dollar gekauft, der 232g spart. Es gibt leichtere Alternativen, aber nicht zu dem Preis.

Im Schlafsack trage ich kurze oder lange Merino-Unterwäsche.

Rucksack – Lightwave Ultrahike 60, 1250g / Granite Gear Blaze 60, 1360g

Mit dem viel gelobten Ultrahike bin ich nicht glücklich geworden. Der Hüftgurt ist sehr spärlich und sitzt deshalb nicht gut. Daher trägt man das Gewicht meistens mit den Schultern, was andere Probleme nach sich zieht. Trotz guter Beratung bei verschiedenen Outfittern habe ich das Problem nicht in den Griff bekommen und nach 2 Wochen den Blaze gekauft. Wasserdicht war der Ultrahike auch nicht und man kommt um eine Regenhülle nicht herum. Entscheidend ist aber das Gewicht und mit Wasser und 5 Tagen Proviant sind 15 Kilo das absolute Limit. Weitere Rucksäcke, die man sehr häufig sieht sind die leichteren Osprey Exos 58 und ULA Circuit.

Trekking-Stöcke – Helinox Passport (344g)

Diese Stöcke sind schön leicht und flexibel. Sie sind nicht höhenverstellbar. Bei einem Sturz ist einer gebrochen, der mir aber anstandslos ersetzt wurde. Trotzdem sind solche Aktionen nervig, da die Kontaktaufnahme mit den Firmen unterwegs mühsam ist. Man sollte die Stöcke aber regelmäßig zusammenfalten und säubern, bei mir hat die Mischung aus Staub und Schweiß dazu geführt, dass alles korrodiert ist und ich die Stöcke nicht mehr zusammenfalten kann. Ich würde mir wahrscheinlich trotzdem wieder diese Stöcke kaufen.

Campschuhe – Vivobarefoot Ultra Pure (249g)

Die Schuhe waren der absolute Hingucker und dazu sind sie noch etwas leichter als die üblichen Crocs und man kann sie vernünftig schnüren.

Regenjacke – Marmot Super Mica (306g)

Eine 2,5 Lagenjacke mit Verstärkungen an Hüfte und Schultern, die völlig ausreicht. Mag sein, dass sie nicht 100% wasserdicht ist, aber da man auch im Regen schwitzt, ist das egal. Die 306g haben mich überzeugt. Wichtig ist, dass man im Camp eine Daunenjacke überziehen kann.

Regenhose – Rab Kinetic Pants (196g)

Es wird zwar erbittert über den Sinn einer Regenhose diskutiert, aber für mich sind diese 196g unverzichtbar. Wenn es kalt ist und regnet, hält sie schön warm und verhindert, dass man abends wie ein Erdferkel aussieht. Wenn man nur eine Unterhose drunter trägt, hält sich das Schwitzen auch in Grenzen. Und beim Wäsche waschen hat man auch noch was zum Anziehen.

Daunenjacke – Mountain Hardwear Ghost Whisperer (212g)

Man glaubt nicht, dass dieses dünne Jäckchen warm hält, aber sie tut es.

Kochersystem – EOE Titanium (50g), Snow Peak Mini Solo (166g), Trail Designs Windschutz (25g)

Der Gaskocher ist sehr leicht, aber man braucht einen extra Windschutz. Ein Topf mit 830ml reicht für die üblichen Tütenmahlzeiten. Die kleine Tasse ist praktisch.

Aber beim nächsten Mal würde ich mir einen Jetboil holen. Das zusätzliche Gewicht wird wettgemacht, da das System wesentlich effektiver und sparsamer ist. Die Gaskartusche reicht also wesentlich länger.

Als Besteck reichen ein langer Löffel (13g) und ein kleines Schweizer Messer (55g) völlig aus. Erdnussbutter kann man auch super mit dem Löffel schmieren.

Wasserfilter – Steripen opti (128g)

Nachdem ich begriffen hatte, wie das Ding funktioniert, war ich sehr zufrieden, obwohl fast jeder einen Sawyer Filter hat. Ersatzbatterien sind überall zu kaufen und wiegen nur 35g. Außerdem ist der Disco-Effekt im Dunkeln nicht zu verachten und die Sawyer Filter verstopfen gerne. Hilfreich bei tröpfeligen Wasserquellen ist auch eine platzsparende Falttasse STS X-Cup 250ml (43g) sonst bekommt man das kühle Nass nicht in die Gatorade Flasche.

Gamaschen – Outdoor Research Sparkplug (35g)

Ich möchte auf diese Gamaschen nicht mehr verzichten. Sie sind leicht und verhindern, dass der Trail in den Schuh kommt. In wasserdichten Modellen schwitzt man viel zu sehr.

Hut OR SunShower Sombrero (106g)

Mein Lieblingsteil! Hat mich und meine Glatze vor Sonne, Regen, Schweiß und Kälte geschützt. Die Hutkrempe hält auch gegen Insekten ab.

Schal – Buff Insect Shield (39g)

Gerade am Anfang, wenn es morgens noch richtig frisch ist, hält es schön warm, außerdem bilde ich mir ein, dass es mir in der Kombi mit meinem geliebten Hut die Viecher vom Leib hält. Zusätzlich kann man damit notfalls sehr trübes Wasser filtern.

Elektronik

Mein Smartphone (CATB15Q, 172g) und mein Foto (Lumix FT5, 218g) waren robuste Outdoor Modelle, die mit Feuchtigkeit und Stürzen gut umgehen konnten. Dafür sind sie in ihren Handy bzw. Foto Funktionen nicht so toll wie normale Modelle. Aber ich habe einige getroffen, bei denen die Technik den Geist aufgegeben hat und das ist teuer und nervt. Zip Locks schützen nur bedingt vor Nässe. Überhaupt übersieht man gerne, dass auch wasserdichte Hüfttaschen Reißverschlüsse haben, durch die Wasser eindringt – spätestens wenn man sie im Regen öffnet. Ich würde mich jederzeit wieder für diese etwas schwerere Technik entscheiden und kann dann auch im Regen Bilder machen und telefonieren und muss mir keine Sorgen machen.

Mit meiner Xtorm Power Bank Air 6000 (147g)  konnte ich mein Handy dreimal laden. Gut wären ein Foto und eine Stirnlampe gewesen, die ebenfalls über USB tanken können. Damit hätte ich mir Ladekabel und Batterien sparen können.

4 Kommentare zu “Appalachian Trail Ausrüstung – Erfahrungsbericht 2015

  1. Robert

    Danke für die Auflistung! Es ist immer wieder interessant, welche unterschiedlichen Sachen unterschiedliche Leute so mitnehmen und wie unterschiedlich dann die Einschätzungen ausfallen.

    Aber eine Frage hätte ich dann doch noch: Verstehe ich das richtig, dass im Camp über die Regenjacke einen Daunenjacke gezogen wurde???

    1. Werner

      Umgekehrt wird ein Schuh draus! Die Daunenjacke schützt vor Kälte und auch vor Auskühlung, wenn man verschwitzt ist. Wenn es stärker regnet, sollte man die Regenjacke drüber ziehen.

  2. Norbert

    Sehr interessant!
    Bei 15kg Gepäck: was für Schuhe nimmst du da? Wahrscheinlich ja keine 1800g schwere Wanderstiefel, oder?

    Grüße
    Norbert

    1. Admin Autor des Beitrags

      Hallo Norbert,

      ich trage ansich ausschließlich Trail-Running-Schuhe. Egal ob alpines oder normales Gelände.

      Für mich sind hierbei die Schuhe des US-Herstellers Merrell super. Gerade der All-Out-Charge hat es mir angetan. Hierzu gibts auch in Kürze nen Testbericht.

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