The Santa Eulalia Secret

Talismane,Glücksbringer, Maskottchen und Schutzengel! Kann man an sowas glauben? Eine Menge Menschen tun es jedenfalls und schöpfen Kraft aus Ihren Glücksbringern.

Ich habe eine naturwissenschaftlich fundierte Schulbildung und weiß natürlich, dass es sowas nicht gibt. Solche Dinge sindnur für Menschen geschaffen, die das Unerklärliche erklärbar machen wollen, ohne Fakten liefern zu müssen.Manchmal benutzt man sie auch, um Verantwortung auf sie abzuwälzen. Schliesslich wird der Schutzengel schon aufpassen.

Ich habe natürlich trotzdem eine Schutzheilige und obwohl ich nicht an diesen Schnick-Schnack glaube (jedenfalls tue ich so),verhalte ich mich in einigen Situationen nicht mehr wissenschaftlich!Doch vielleicht versteht man das einfacher, wenn ich die Geschichte von Sauerkraut und Santa Eulalia kurz erzähle.

Am Abend vor meiner Abreise zum Appalachian Trail feierten wir ausgelassen meinen Abschied in einer netten Bar. Viele meiner Freundeund Kollegen waren da. Man braucht wohl kaum zu erwähnen, dass wir auch alle etwas angetrunken waren. Jogi, ein wirklich guter Freund,zückte auf einmal ein Abbild von Santa Eulalia und bot mir an,dass ich sie zu meinem Schutz mit auf den Appalachian Trail nehmen dürfe, wenn ich denn auch auf sie aufpassen würde. Jogi war angetrunken und den Tränen nahe, eine sehr ergreifende Situation,die mich rührte und natürlich nahm ich dankend an. Santa Eulalia steckte nun in meiner Brieftasche. Ich würde sie Jogi zu Ehren mitnehmen.

Schon nach wenigen Wochen auf dem Trail hatte mich der Leichtgewichtsvirus gepackt und ich schickte alles Unnötige nach Hause. Sogar meine Brieftasche, weil ich Kreditkarten und Geldscheine auch in einer kleinen Plastiktüte befördern konnte. Ausirgendeinem Grund befand sich Santa Eulalia in dieser Plastiktüte.Warum hatte ich sie nicht nach Hause geschickt? Es war doch unnötiger Ballast und niemand würde es merken, dass ich sienicht dabei hätte! Egal, sie war halt dabei.

Später auf dem Trail, ich war mit zwei anderen Thru-Hikern namens Captain Hook und Mainesail unterwegs, kamen wir an einen Fluss, der zum Schwimmen einlud. Splash, ich war im Wasser und genoss die Abkühlung. „Shit“ rief ich auf einmal und wurde von meinen Hiker-Buddies verdutzt angesehen, als ich wie von der Tarantel gestochen aus dem Wasser lief. Ich hatte Santa Eulalia fast ertränkt! Hoffentlich hatte sie nicht allzuviel abbekommen. Ich holte die Plastiktüte aus der Gesässtasche meiner Hose und holte die völlig getränkten Geldscheine und auch Eulalia heraus. Sah nicht gut aus auf den ersten Blick, zum Glück aber erholte sie sich schnell wieder, als ich sie zum Trocknen auf einen Stein gelegt hatte. Ich schwor, in Zukunft besser aufzupassen und sowurde der kleine Plastikbeutel beim Schwimmen oder extrem regnerischem Wetter im wasserdichten Rucksack verstaut.

Nach diesem Vorfall setzte ich Eulalia keinen Gefahren mehr aus. Natürlich waren die Kanten ihres Abbildes etwas ausgefranst, aberhey…ich sah nach den 3500 km auch nicht mehr ganz taufrisch aus.

In Deutschland zurück, gab ich Eulalia sofort wieder in Jogis Obhut. Es war ja schliesslich seine Schutzheilige und ich glaubte eh nicht an sowas.

Ein Jahr später stand eine 600km lange Etappe auf dem GR11 in den spanischen Pyrenäen auf der Tagesordnung. Alina und ich wollten gemeinsam als Vorbereitung für den Pacific Crest Trail diesen Weg weitwandern. Jogi bot mir sofort wieder Eulalias Schutz an und ich nahm sie natürlich wieder mit. Ich glaube zwar nicht an Schutzheilige, aber es war eine nette Geste von Jogi und eigentlich hatte ich auchfragen wollen, ob ich Eulalia nicht wieder mitnehmen könne, natürlich eher aus nostalgischen Gründen, ist klar!

Ich war natürlich schlauer als auf dem AT und laminierte Eulalia ein, damit sie vor Wasser geschützt war und die Ecken nicht weiterausfransen würden. So blieb Eulalia eigentlich den ganzen Trail in meiner Hosentasche, ohne dass ich ihr viel Aufmerkamkeit schenkte. Doch eines Tages wurden wir nachmittags von starkem Regen überraschtund hatten wenig Lust weiterzulaufen. Wir waren gerade auf einer Piste,die sich in Serpentinen den Berg hochschlängelte und eigentlich gab es keinen Platz auch nur irgendwo sein Zelt aufzustellen. Bis? Bis auf eine weitauslaufende mit Gras bewachsene Kurve in deren Scheitelpunkt ein Schild mit der Inschrift „Santa Eulalia“ stand. Wir haben dort sofort unser Tarp aufgebaut und gemütlich die Nacht verbracht. Die Kapelle auf die das Schild hinwies haben wir leider nicht gefunden, weil sich der Weg zur Kapelle nach einigen Metern verlor und wohl nur Eineimische dorthin finden.

Aberglaube hin oder her, ich bin mir sicher, dass Eulalia auch auf dem PCT auf mich und Alina aufpassen wird 😉