Runners High vs. Erschöpfungslachen

Die Suche bei Google nach dem Begriff „Runners High“ liefert über 13 Millionen Ergebnisse.

Ist klar! Wenn Du Dich ein bisschen mit Sport auseinandersetzt, dann hast Du diesen Begriff auch schon gehört. Man läuft so vor sich hin, verausgabt sich und der Körper fängt an in einem so erhöhten Mass Endorphine bzw. Cannabinoide auszuschütten, dass man quasi in einen drogenähnlichen Rausch kommt. Und jetzt wirft man noch ein bisschen Flow von Mihály Csíkszentmihályi dazu und schon bekommt das ganze einen extrem erstrebenswerten Chararakter. Abgesehen davon, dass man auf alle herunterblicken kann, die noch nie ein solches Runners High erlebt haben.

„Du hast noch kein Runners High erlebt? Dann bist Du auch noch nicht richtig gelaufen!“

Ist natürlich völliger Quatsch, weil ich als Trekker und Thruhiker schon einen viel krasseren Gemüts- und Körperzustand erreicht habe und immer wieder erreiche…

Erschöpfungslachen

Bild: Carola Keßler

Kennt Ihr Erschöpfungslachen? Google kennt es nicht und das wundert mich.

Vielleicht präge ich aber auch einen neuen so noch nie benutzen Begriff! Bitte also bei Verweisen auf Erschöpfungslachen auf Carsten Jost verweisen, der dieses Phänomen zwar noch nicht wissenschaftlich erfassen dafür aber oft genug in der Natur beobachten konnte. Denn Erschöpfungslachen ist ein völlig reales Phänomen, das vielen Trekkern passiert.

Dafür muss man auch nicht immens trainieren. Ganz im Gegenteil, es ist leichter zu erreichen, wenn einem die notwendige Fitness fehlt. Das Runners High als Laufanfänger zu erreichen ist ein eher theoretisches Szenario während das Erschöpfungslachen „relativ leicht“ zu erreichen ist.

Wie erreicht man nun ein Erschöpfungslachen?

Auch das Erschöpfungslachen ist von einer Reihe unterschiedlicher Faktoren abhängig:

Alter, Geschlecht, Erschöpfungszustand, Hungergefühl, Durstgefühl, Gesundheitszustand, Blasen an den Füßen, Schmerzen, Länge der gewanderten Strecke, gelaufene Höhenmeter, Rucksackgewicht etc….

Bei wissenschaftlicher Betrachtung kann die Anzahl der Faktoren, die einen Einfluß auf den Eintritt von Erschöpfungslachen haben noch deutlich gesteigert werden, was allerdings dem Erkenntnisgewinn in der Praxis wenig hilft.

Erschöpfungslachen in der Praxis

Ich habe für mich empirisch feststellen können, dass folgende Faktoren bei mir den größten Einfluß haben:

  1. Erschöpfungszustand
  2. noch zu laufende Strecke

Erschöpfungslachen tritt immer dann auf, wenn ein hoher Erschöpfungszustand auf eine noch zu laufende Strecke trifft, die subjektiv wahrgenommen hoch ist. Subjektiv bedeutet in diesem Fall, dass man es nicht für möglich hält die letzten 348m bis zum Ende der Etappe noch irgendwie durchzustehen. Unser Gehirn versucht uns nun vor diesem kläglichen Versagen zu bewahren in dem es Glückshormone (ob das nun Endorphine oder Cannabinoide sind ist ja egal) in so abstrusen Mengen ausschüttet, dass man sich vor Lachen kaum noch auf den Beinen halten kann. 

Weitere Symptome sind Tränenfluß, durch Lachen verursachte Kurzatmigkeit und kurzfristige Einschränkungen bei der Koordination. Dieser Zustand kann mehrere Minuten andauern und von kurzen Lachpausen begleitet werden bevor das Lachen wieder einsetzt. So schnell ein Erschöpfungslachanfall auftritt, so schnell verschwindet er auch wieder.  Obwohl Lachen so verdammt anstrengend ist, geht der Betroffene nach einem solchen Anfall gestärkt in die noch verbleibende Laufstrecke. 

Noch fehlendes Bildmaterial

Leider ist es mir noch nicht gelungen geeignetes Bildmaterial zu beschaffen. In den bei mir selber aufgetretenen Fällen von Erschöpfungslachen waren weder ich noch meine Mitlacher in der Lage Fotos zu machen. Selbst lachtränenverschmierte Grinsegesichter habe ich in meinem Bilderfundus nicht entdecken können.

Wenn Ihr also Bildmaterial habt, dass ich in diesen Blogbeitrag einfügen darf (natürlich mit Quellenangabe), dann schickt mir das durch.

 

 

 

 

 

2 Kommentare zu “Runners High vs. Erschöpfungslachen

  1. Mittagsfrost

    Carsten, Du hast es auf den Punkt gebracht!
    Das Erschöpfungslachen scheint eine Form des Verzweiflungslachens zu sein. Wenn ein Projekt so richtig in die Hose geht, Plan B nicht funktioniert, alle Reparaturversuche scheitern und selbst Dinge, die jahrelang perfekt funktionierten, plötzlich versagen – dann schießen einem vor Verzweiflung die Tränen in die Augen.
    Oder man fragt sich „Was mache ich hier eigentlich? Warum tue ich mir das an?“ und fängt wie ein Irrer an zu lachen. Oft auch mit Tränen, diesmal Lachtränen.
    Es muß also nicht immer körperliche Erschöpfung sein, psychische Erschöpfung reicht aus.

    1. Carsten "Sauerkraut" Jost Autor des Beitrags

      Hallo Mittagsfrost 🙂

      Schön, dass Dich der Artikel anspricht. Verzweiflungslachen hatte ich glücklicherweise noch nicht bzw. muss das verdrängt haben.

      Kann mir sehr gut vorstellen, dass sowas auch psychisch gesteuert passieren kann.

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