Teton Crest Trail, oder doch Plan B?

„Ihr wollt also den Teton Crest Trail laufen? Ihr wisst schon das Schnee dort oben ist?“, fragt uns der Ranger in Moose wo das Visitor Center für den Grand Teton National Park ist.

Grand Teton National Park

Grand Teton National Park

Day 1

„Wieviel?“, frage ich ohne Umschweife.

„20 Inches maybe more.“

20 Inches sind mehr als ein halber Meter Schnee. Aber was weiss der Ranger denn schon? Ich habe schon so oft von diesen im Visitor Center arbeitenden Rangern unnötig Angst gemacht bekommen, dass ich ihn abblitzen lasse.

Wir schaun uns das selber an. Und wenn es zu heikel wird, dann haben wir nen Plan B.

Jeff kann sich auch nicht so recht vorstellen, dass es SOOO schlimm ist.

Der Trail ohne Schnee

Der Trail ohne Schnee

Achja…ich liege gerade im Zelt und höre mir an was für einen Sound das Hilleberg Anjan macht, wenn es draufhagelt. Ich dramatisier natürlich, es graupelt.

Es wurde zu heikel, soviel vorweg und neben dem Hagel, tschuldigung Graupel, war es häufig scheiss kalt und windig wie sau. Manchmal jedenfalls. Im Tal war es dann später ja anders 🙂

Ja und Grizzlies und Schwarzbären hatten wir ja auch. Die fühlen sich dann übrigens auch etwas dramatischer an, wenn die allgemeine Empfehlung ist Bärenspray dabei zu haben.

Aber ich springe ein wenig kreuz und quer. Auf Anfang zurück.

Ich treffe Jeff in einem Diner wo wir frühstücken. Hatte Jeff ausser aus Emails und einem kurzen Telefonat noch nie getroffen. Die Amerikaner, die normalerweise trekkingmässig unterwegs sind, sind aber einfach total entspannt und wunderbar. Alles so als hätte ich schon zig Mal ne Tour mit Jeff gemacht, prima! Nach dem Frühstück gehts Lebensmittel und BärenSpray einkaufen bevor wir beim Ranger die Warnung und den Baerenkanister bekommen. Als der Ranger einsieht, dass nur die Realität uns umstimmen kann sagt er noch folgendes:

„Ihr habt jetzt ein Permit für den Teton Crest Trail. Wenn ihr es nicht zu einem der an sich vorgeschriebenen Zeltplätze schafft, dann pennt da wo es geht. Stay safe!“

Wir denken schon, dass wir gewonnen haben als uns der Ranger fragt welchen Canyon wir hochlaufen wollen. „Wir nehmen die Seilbahn“, sagt Jeff. „Die ist gestern das letzte Mal gefahren“, sagt der Ranger. „Na gut, dann laufen wir eben.“

Granite Canyon. Was wie eine normale spaetsommerliche Bergtour beginnt wird spätestens dann zum Abenteuer als ich Jeffs „Wowowo“ höre und ich zwei Sachen sehe:

  1. 1. Jeff hat seinen Bärenspray in der Hand
  2. 2. ein grosser brauner felliger Hintern verschwindet nur wenige Meter von uns in den Büschen. Wir rufen und treten langsam den Rückzug an. Nach kurzem, den Adrenalinpegel wieder in geordnete Bahnen lenken, laufen wir weiter „hey bear don´t eat us“ wird mal gerufen, mal gesungen.

 

Ab 8000ft laufen wir auf geschlossener Schneedecke, wobei auf natürlich nicht stimmt. Wir sinken ein. Mal mehr, mal weniger.

Nicht weit (in Kilometern) von unserem Tagesziel Marion Lake entscheiden wir uns für Plan B. Der Ranger hatte recht. Richtig viel Schnee und wir sind Höhenmeter technisch noch lange nicht da wo wir hin wollen. Nicht heute und auch nicht die nächsten Tage. Ziemlich geschlaucht und etwas ernüchternd entscheiden wir erst mal bis zur letzten Campstelle abzusteigen und die Zelte aufzuschlagen.

Wir bauen unsere Zelte auf Schnee auf, kochen unser Abendessen und gehen wie auch die nächsten Abende früh ins Bett. Es ist kalt, dunkel und Lagerfeuer ist verboten. Und gleich die erste Nacht zeigt mir bei 8500ft was der menschliche Körper so macht, um sich an Höhe anzupassen. Er entwässert, um so die Konzentration an roten Blutkörperchen zu erhöhen. Hört sich toll an, bedeutet in der Praxis aber, dass ich insgesamt sechs Mal zum Pieseln raus bin.

Day 2

12 Stunden später sieht die Welt dann natürlich wieder ganz anders aus…tut sie nicht. Der Schnee ist immer noch da und die angekündigte Kaltfront (danke lieber Ranger) wird den Schnee über 9000ft nicht schmelzen lassen. Plan B tritt in Kraft, wir hiken den Teton Valley Trail. Googelt den nicht, den Namen habe ich erfunden.

Und so steigen wir an Tag 2 ins Tal ab und folgen dem Valley Trail bis Phelbs Lake. Da man im Park nur an ausgewiesenen Stellen schlafen darf, machen wir hier nach ca 15 km auch Schluß. Die Wanderung zum See war dabei recht gemütlich mit tollen Ausblicken auf das Teton Massiv. Von hier unten aus wirkt es ziemlich unwirklich, dass dort oben soviel Schnee ist. Man sieht quasi nichts davon. Letztlich war da aber Schnee und die eigentliche Tour war ja auch auf der anderen Seite des Massivs, die dann auch weniger Sonne abbekommt. Nichtsdestotrotz schaun wir noch öfter Mal auf die Karte und den Berg hoch und wundern uns.

Wir sind schon recht früh am See angekommen und nachdem wir uns erst mal eingerichtet haben, unterhalten wir uns bei einer Tasse Kaffee bis wir genug Hunger haben, um unser Abendessen zu kochen.

Kochen! Beide habe wir Jetboilkocher mit Optimuskartuschen dabei. Und obwohl die Piezozündung funkt, springt der Kocher oft nicht an. Feuerzeuge haben wir nicht dabei und die Anzahl der vorhandenen Streichhölzer ist limitiert. Macht nichts, noch haben wir Streichhölzer.

Nach dem Essen, stellen wir dann gemeinsam fest, dass Jeff (54) und ich (41) überhaupt keine Probleme damit haben früh ins Bett zu gehen. Sobald die Sonne weg ist, wird es zapfig und wir verschwinden in den Zelten. Phelbs Lake ist dabei doch so nah an einem Mobilfunkmasten, dass 4G vorhanden ist und Jeff mit seiner Frau skypen kann.

Day 3

Wettergegerbntes Trappergesicht ;-)

Wettergegerbtes Trappergesicht 😉

Am nächsten Morgen checken wir die Karte und stellen fest, dass wegen der Camp-Regelmentierung auch heute ein kurzer Tag wird. Bis Bradley Lake soll es heute gehen. Da gibts dann auch nicht wirklich was zu erzählen. Der Weg folgt mehr oder weniger einer Höhenlinie, was sehr gemütlich ist und beim Taggart Lake machen wir Pause. Wobei ich eine Sache jetzt echt vergessen habe. Sind wir heute oder gestern in die Elchmutter mit der Elchkuh gelaufen?

Während Jeff hier nämlich tiefenentspannt sein Handy rausholt, um Photos zu machen, wirds mir ein bisschen mulmig als sich die Elchmutter ganz offensichtlich zwischen uns und ihrem Kalb positioniert. Aber es passiert nichts. Wir schauen die Elche an, die Elche uns 🙂

Kurz vor dem See wirds dann schon nochmal lustig. Die Brücke, die über den See-Auslaß führt wird renoviert. Eine Trail-Crew samt Pack-Mulis ist dort und erlaubt uns nicht über die etwas marode Brücke zu laufen.

Das sei zu gefährlich. Oh Mann, denke ich mir…da wären wir doch sowas von lcoker drübergehuscht, wenn die jetzt nicht dagewesen wären. Wr dürfen nicht über die Brücke, dafür aber furten. Es sieht recht niedrig aus 🙂 Ist es aber nicht. Bzw. wäre es niedrig, wenn man den Schlamm wegdenkt in den wir einsinken. Bis zum Bauchnabel stehen wir im recht frischen Wasser während die Trailcrew uns belustigt zuschaut. Macht aber nix. Auf der anderen Seite waschen wir schnell den Schlamm aus den nassen Turnschuhen, laufen ein paar Minuten zum Campplatz und legen alles zum Trocknen in die Sonne.

Das Abendessen kann dank ein bisschen Daumendrücken stattfinden. Da wir keine Streichhölzer mehr haben, sind wir auf die meistens nicht funktionierenden Piezo-Zündungen angewiesen. Bei mir klappts und so mach ich für uns beide Wasser heiß. Sharing is caring 😉

Auch diesmal genießen wir das innere unserer Zelte für Männer fortgeschrittenen Alters recht früh, um fit für die letzte Etappe zu sein.

Day 4

Am nächsten Morgen packen wir zusammen und laufen los. Dank Handyempfang können wir eine Bloggerin, die auch zum Outdoor Blogger Summit davon überzeugen uns am Jenny Lake Visitor Center abzuholen.

Ab ins Hotel – Tour fertig. Kurze 4 Tage aber doch irgendwie cool. 

 

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